Das stand schon lange mal auf der Agenda: Besuch beim Hafner in Perlesreut. Endlich haben wir es diesmal geschafft und nebenbei ein unvergessliches Wochenende erlebt.
Perlesreut liegt hoch über den Tälern von Ilz und Ohe und wenn man auf der Sonnenterrasse vom Hafner steht, ist die Assoziation mit der Toskana nicht von der Hand zu weisen. Viele waldbeckte Kuppen über einer ansonsten überraschend offenen Bayerwaldlandschaft ziehen die Blicke über ein Land, das tatsächlich 1803 zusammen mit dem Bistum Salzburg an den Herzog Ferdinand von Toskana gefallen war.
Der Ruf der Bedienung „Ihr Essen steht schon auf dem Tisch“ trieb uns dann aber schnell hinein in den weitläufigen Gastraum.
Eine Schafskäseterrine mit Ratatouillegemüse, Olivenöl und Salat war als Vorspeise auf dem einen Teller. Die mild abgeschmeckte mozzarellaartige Terrine wurde von einem feinen Pesto begleitet. Das Schmankerdreierlei auf dem anderen Teller war in der Karte nicht näher bestimmt, die Küche richtet dabei sich nach dem jeweils Vorhandenen:
Nocke vom Kartoffelkas, Tafelspitzsülzchen mit frisch geriebenem Meerettich, geräuchtes Forellenfiletstück, garniert mit einem Salatbuket.
Eine echte Neuentdeckung war das begleitende frisch gezapfte Pils von Stangl in Klingenbrunn, ein Bier wie es nur noch in kleinen Brauereien entstehen kann.
Das Gastzimmer ist eine Attraktion für sich. Bekannt ist die Familie Hafner vor allem durch die Brüder Franz und Adolf Hafner, die in kongenialer Weise die Innenarchitektur in Ostbayern beeinflussten. Nach Auslagerung der Schreinerei entstand in der oberen Werkstatt das Lokal mit seinem unverwechselbaren Holzdesign.
Regional ist bei den Hafners nicht nur eine Floskel, die Speisekarte gibt ausführlich Auskunft über die Herkunft der Rohprodukte: Bison- und Kalbfleisch von der Ilztal-Ranch bei Oberhüttensölden, Wildbret von der Perlesreuter Jägerschaft, Forellen aus Haidmühle, Gemüse aus Sonndorf….
Weiter zum Hauptgang:
Hutthurmer Bachforellenfilet in Kräutereimantel, mit Blattspinat, Rieslingsauce und neuen Erdäpfeln.
Heiblmühlner Rehschnitzerl in der Mandelkruste mit Marillensenfsauce, Brokkoli und Erdäpfelgratin.
Für eine Nachspeise war dann nicht mehr viel Platz. Wir entschlossen uns zu einem gemeinsamen jahreszeitlich passenden Marilleknödel mit Butterbrösel und Vanilleeis. Der Mantel war ein feiner Quarkteig, in seiner Süße gut abgestimmt auf die noch etwas säuerlichen Marillen.
Die Bedienung verdient eine eigene Erwähnung. Die Dame war äußerst gut im Bild, jede unserer Fragen konnte sie detailgenau beantworten, auch über die Erzeuger wusste sie sehr gut Bescheid. Regionaler Bezug, Unterstützung kleiner Erzeuger, alles schien ihr selbst ein großes Anliegen zu sein.
Geschmack, Frische und Optik ließen nichts zu wünschen übrig, die Preise waren fair, wir werden wieder kommen!