Found in Kößlarn, Hofreith 3.
Unbekannt sind Margarethe und Paul J. Stoiber, das Kräuterbauern-Paar, schon lange nicht mehr – eine Entdeckung allemal. Diese beginnt gezielt an einem Samstagnachmittag Ende April. Ich erblicke einen alten, angenehm kaum sanierten Rottaler Vierseithof. Die Frühlingssonne strahlt, es weht ein frisches Lüftchen, wunderbare Duftwolken von Feldern, Wiesen, Blumen locken meine Nase. Stoibers Hausbienen sind fleißig unterwegs, vier bunte Hähne schreiten neugierig auf mich zu (Wo sind die Hennen?) und überall Schafe, anmutige schöne Soayschafe auf den Wiesen und im alten Obstgarten. Freudig knurrend werde ich von einem ‚multirassigen‘ jungen Hund mit sagenhaft himmelblauen Augen begrüßt, gefolgt von Margarethe, die mich herzlich bittet den Hof ganz frei zu erkunden, das Bayerische Fernsehen sei noch nicht fertig mit dem Dreh für eine Folge ‚Zwischen Spessart und Karwendel‘. Alles ganz normal hier. Beim Durchstreifen des Stoiberschen Anwesens ist herrliche Kindheit wachgerufen. Siehe Bildimpressionen.
Margarethe lädt mich zu einem leckeren Kräutersüppchen (Giersch, Löwenzahn, Liebstöckel …) in die Kuchl und anschließend zu einem Gang in die Produktionsräume ein. Hinter einem unscheinbaren Rolltor verbirgt sich eine blitzsaubere Kräutermanufaktur mit Lager und Kühlraum. Ich staune und freue mich über die feinhandwerklich hergestellten ‚Gartenkräuter im Glas‘, die herrliche Namen wie Frühlingkuss (saisonal mit Bärlauch), Gipfelstürmer (mit Chili und Bockshornklee) und Herba barona (mit Liebstöckel und Bohnenkraut) tragen. Letzteres ist von den Ingredienten und der Namensgebung spontan mein Favorit. Das saisonal ausgerichtete Sortiment von ‚Salatinos‘ ist eine echte Neuentdeckung. Ich erfahre, dass diese treffende Namensgebung aus der Not geboren wurde. Stoibers brauen seit Jahren aus sauer vergorenem Bio-Apfelsaft vielfältige Essig-Spezialitäten, bewusst mit angenehm milden 4 % Säure. Essig darf sich aber nur nennen, was über 5 % Säure hat. Nur klingt ‚Salatino‘ nicht viel schmackhafter? Eine Variation mit Bio-Zwetschgen und eine mit Rosenblüten fahren mit nach Hause. Leider habe ich mich mit der Sorte ‚Canabiss‘ spontan nicht getraut. Vieles über die beiden Kräuterpioniere, ihre Philosophie, ihre Grundsätze, ihre Produkte erfährt man über die sehr ansprechende Homepage www.kräuterbauer.de mit Online-Bestellmöglichkeit. Noch mehr hoffen wir bei der von Slowfood Niederbayern für Juni geplanten Rottal Erzeugertour zu erfahren. Margarethe verrät vielleicht ein wenig von ihrem Wissen über Kräuterheilpflanzen, Kräuterelexiere und –rezepte und Paul weiß sicher viel Kurzweiliges von seinen Verkaufstouren auf deutschen Märkten zu berichten. Ach ja und wegen der Hennen. Laut Margarethe hat der Fuchs dieses Mal nicht die Gans gestohlen, sondern die …. – Na Ihr könnt es Euch ja denken.
Claudia Baron