Widerstandsfreie Übergabe

Normalerweise sind Gebietsgrenzen bei uns in Bayern sakrosankt. Kein Bürgerentscheid auf Auflösung oder Eingemeindung einer Gebietskörperschaft hat hier auch nur den Hauch einer Chance. Umso bemerkenswerter ein Vorgang, der in aller Stille und von der Öffentlichkeit unbemerkt auch einmal das Gegenteil bewies. Nahezu kampflos ging ein Gebiet, in dem mühelos mehrere Grafschaften Platz hätten, vom Convivium Niederbayern ins Convivium Ingolstadt über. Hier ein Auszug aus der Kapitulationserklärung von Georg Flingelli, adressiert an den Ingolstädter Conviviumsleiter Michael Olma:
„Das sind ja expansive Bestrebungen, die Ingolstadt da an den Tag legt! Wahrscheinlich, weil Ihr noch nicht mal einen eigenen Landkreis besitzt…?
Und dann auch noch Riedenburg und Dietfurt Annexionsgelüsten auszusetzen, weil das so, wie Du schreibst, „historisch gewachsen“ sei… Dass wir nicht lachen! Uns wär fast das Glas mit dem Krimsekt aus der Hand gefallen, als wir das gelesen haben… Wo doch die Geschichte lehrt, dass der Altlandkreis Riedenburg, zu dem auch das schöne Städtchen Dietfurt a.d. Altmühl gehörte, vormals in der Oberpfalz lag. Und jetzt in Niederbayern, Landkreis Kelheim (okay, Dietfurt mussten wir an Neumarkt abtreten…).
Aber beim Stirzer sind wir schon seit einem gefühlten Vierteljahrhundert eingekehrt, der Wirt, der Sepp Hierl sei unser Zeuge! Wir schwören´s bei seinen Pfannen und Golfschlägern! Was haben wir echtes niederbayerisches Zechgeld dort gelassen. Sogar eine Conviviumsveranstaltung hat uns hingeführt!
Genauso, wie zu Verkostungen ins Riedenburger Brauhaus, zu dem Ihr vorgeblich in einer sehr engen Verbindung steht.
Ja, und wie lange trinken wir schon sein Bier aus all den wunderbaren alten Getreidesorten?! Das stets traditionsbewusste niederbayerische Convivium hat sich bei diesem vorzüglichen Genusshandwerker dann übrigens nach unendlich anstrengenden, heroisch und gegen ärztlichen Rat durchgeführten Testreihen dazu durchgerungen, ihn als ersten Produzenten in unserem Sprengel für den Genussführer zu empfehlen, weswegen sich dieser Tipp auch auf unserer Homepage findet!
Andererseits: fair, wie wir sind, müssen wir sagen, dass in Riedenburg und Dietfurt Euer Donaukurier gelesen wird und es einmal sogar eine Schambachtal-Bahn in diese Gegend gab. Und bei einem kürzlichen Besuch in Ingolstadt habe ich wieder einmal Eure eindrucksvollen Bastionen, martialischen Wehranlagen, Schanzen und Festungsbauten gesehen… da haben wir mit unserem friedlichen Kloster Weltenburg, dem lieblichen Passauer Dreiflusseck und dem sanften Rottaler Hügelland wenig Aussicht auf günstigen Ausgang eines allfälligen Scharmützels, bei dem es auch um das Riedenburger Brauhaus (Krieger, sic!) geht…
Wir hissen also die weiße Fahne und erklären uns bereit, die von Dir genannten Gebiete abzutreten. Allerdings nicht bedingungslos: einen Liter Riedenburger Bier pro Mitglied der niederbayerischen Conviviumsleitung und Jahr müsste Euch das schon wert sein. Übergabe jährlich wiederkehrend anlässlich einer von Euch ausgerichteten Güte-Tafelrunde beim Stirzer in Dietfurt.

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Gasthof Stirzer

Zeitpunkt freibleibend.“ Ja und so kam es dann auch: Beim Stirzer floss das Riedenburger Dinkel vom Krieger in Strömen und die friedliche Übergabe wurde besiegelt.

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Im gemütlichen, an diesem Abend aber etwas kühlen, Gastgarten beim Stirzer in Dietfurt

Und am nächsten Tag wartete noch eine wunderliche Entdeckung auf uns.
Mehr dazu auf dem übrigens sehr lesenswerten Blog von Michael Olma:
http://www.extraprimagood.de/2015/07/10/ueber-allen-gipfeln-ist-ruh-und-das-zuckerl/