Von gutem und schlechtem Öl

Noch erlaubt die globale Erwärmung es nicht, dass wir unser geliebtes Olivenöl in der Region direkt beim Erzeuger einkaufen können.  Hier sind wir auf ehrliche Händler angewiesen. Die EU-Olivenölverordnung ist eher eine Industrienorm und hilft uns Verbrauchern überhaupt nicht. Lächerlich geringe Anteile an gutem Öl erlauben es den Herstellen Öl billigster Qualität zu schönen. Genaue Angaben über die Erzeuger auf dem Etikett sind nicht erlaubt, das schützt die großen Produzenten.

Herr Haider wurde durch seine Kontakte als Maschinenbauer quasi nebenbei zu Olivenölexperten

Herr Haider wurde durch seine Kontakte als Maschinenbauer quasi nebenbei zu Olivenölexperten

Günter Haider vertreibt europaweit Zentrifugen, die unter anderem auch bei der Herstellung von Olivenöl verwendet werden. Er steht in ständigem direkten Kontakt mit den Erzeugern und kennt seine „Pappenheimer“. Das erlaubt ihm Olivenöle für seinen Laden in der Schirmgasse in Landshut zu importieren, hinter denen er voll und ganz stehen kann. Am 10. Juni gab er einer abendlichen Runde zunächst eine kleine Einführung, worauf es bei gutem Olivenöl ankommt. Zunächst gibt es zum Handpflücken keine Alternative. Die reifen Oliven sind sehr empfindlich, bereits kleine Druckstellen lassen den Oxidationsprozess in die Frucht hineinwachsen. Außerdem ist die Ernte dann von Haus aus sauber und muss nicht aufwändig gereinigt werden. Das Pressen des Olivenbreis muss unter Kühlung ablaufen. Sinnvollerweise umfließt die Geräte ein kalter Wasserstrom, dem permanent die Wärme entzogen wird. Das verringert die Ausbeute, erhöht aber die Qualität. Es ist leicht zu erraten, wie bei Massenware vorgegangen wird. Außer diesen zwei Phasen (zermalen und pressen) darf es keine dritte Phase geben, die dann natürlich eine weitere Ausbeute erlauben würde. Wichtig ist auch, dass die Systeme unter Luftabschluss laufen, damit Oxidation ausgeschlossen wird. Der so gewonnene goldgelbe Saft muss in der Regel nicht nachpoliert, also geschönt werden. Produktionsgenossenschaften wie sie etwa in Spanien üblich sind, sind eine wichtiges Element für die Existenzsicherung der Bauern, sind aber unter Qualitätskriterien kritisch zu sehen, dass alle Varietäten und Qualitätsstufen in ein und das selbe Endprodukt einfließen. In Italien und Griechenland steht der einzelne Erzeuger eher zu dem jeweiligen Endprodukt.
Die Runde konnte folgende Öle einer genaueren Prüfung unterziehen:
Ein spanisches Edelprodukt aus einem Naturschutzgebiet, mit kleinem Ausstoß. Der Name „Duque“ weist darauf hin, dass es lange Zeit nur Adeligen vorbehalten war. Dann ein Öl aus wildwachsenden Oliven vom Olymp, äußerst mild. Dann ein Öl aus Kreta, das Haider als Provinienz in jeder Hinsicht empfehlen kann: Wo Olivenöl im Überfluss produziert wird, beseht wenig Anlass es mit fragwürdigen Methoden noch zusätzlich zu strecken. Und am Ende kam noch ein Schöpföl, mit intensiven Aromen und einer merklichen Schärfe auf den Tisch.

In der Casa del Oliva in der Schirmgasse in Landshut kann man Olivenöl kaufen, Tapas genießen und übrigens auch gut frühstücken

In der Casa del Oliva in der Schirmgasse in Landshut kann man Olivenöl kaufen, Tapas genießen und übrigens auch gut frühstücken

Dazu genossen wir Tapas mit spanischem Schinken und italienischer Salami.
Noch bis November kann eine interessante Dokumentation über die Tricks der Olivenölpanscher angeschaut werden:

http://www.ardmediathek.de/tv/Der-Montags-Check/Vorsicht-Verbraucherfalle-3/Das-Erste/Video?documentId=31959236&bcastId=22834010

Wer nicht nach Landshut kommen kann, findet bei www.artefakten.net

äußerst feine Qualitäten, einen sehr informativen Katalog und Leute, die sich engagiert für eine bessere Olivenölpolitik einsetzen.