Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit verläuft im Lebensmittelsektor ein gravierender Strukturwandel. Davon ist auch das Mühlenhandwerk unmittelbar betroffen. Gab es 1950 noch fast 19000 Mühlen in Deutschland, sind es heute gerade noch 550. Somit ist es bemerkenswert, dass in Landshut im innerstädtischen Bereich noch eine florierende Mühle zu finden ist, die ihre Nische gefunden hat.
Die Slow Food Gruppe Landshut-Dingolfing hatte Gelegenheit zu einem ausführlichen Besuch der Meyermühle am Hammerbach. Vorstand Michael Hiestand stand dazu Rede und Antwort.
Durch eine enge Kooperation mit der Hofpfisterei München entwickelte sich die Meyermühle seit den 90er Jahren zu einer der führenden Biomühlen in Deutschland. Die Hofpfisterei ist auch Hauptaktionär.
Im Moment liegen die Probleme weniger im Absatz des Mehls als in der Akquisition des Getreides. In Bayern wurde zu wenig auf Öko umgestellt, so dass auch auf Rohware aus Österreich und Ungarn zurückgegriffen werden muss. Hier zeigt sich, dass die Meyermühle eine wichtige Schlüsselstellung bei der Umstellung von mehr Ackerflächen auf Biolandbau inne hat. Dabei setzt die Meyer-Mühle auf höchste Qualität und empfiehlt den Handwerksbäckern, sich durch noch höhere Standards vom wachsenden Bio-Markt der Discounter abzusetzen.
Die angelieferten Getreidequalitäten sind sehr unterschiedlich aufgrund der klein strukturierten Erzeuger. Um aber dennoch gleichbleibende Mehlqualitäten anbieten zu können, sind aufwendige Mischverfahren notwendig. Chemisch unterstützende Zusatzstoffe sind ja tabu. Deshalb wird das Getreide in bis zu 70 Silos gelagert, je nach Eigenschaft. Und daraus werden dann mit aufwendigen Rechenverfahren die Chargen gemischt. Beispielsweise ist im Biolandbau der Mutterkorn-Pilz ein Problem, dem man aber durch technisch ausgereifte Farbausleser begegnen kann.
Ein wichtiges Zukunftsthema sind auch die Getreidesorten. Der Biolandbau versucht Hybridsorten zu vermeiden, die zusätzliche Abhängigkeiten erzeugen. Aber auch hier gilt, der höhere Aufwand muss bezahlt werden. Auf Schritt und Tritt wurde bei der Besichtigung klar, dass höhere Qualität auch mit höherem Aufwand verbunden ist. Auch die faire Bezahlung der Lieferanten, also der Bauern, der schonende Umgang mit Wasser, Boden und Tierwelt, eine gute Bezahlung und Ausbildung der Mitarbeiter, alle diese Kosten müssen an die Kunden weiter gegeben werden können. Und gerade die Käufer von Bioprodukten leisten hierbei durch ihren höheren Beitrag auch eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.