Begegnung mit Böhmen (2)

Vom 27.4. bis 30.4.2018 hatte eine Gruppe von Slow Food Niederbayern Gelegenheit zu einer intensiven Begegnung mit Kultur und Menschen in Westböhmen, mit Schwerpunkt Pilsen.

Pilsen im Trend

04_IMG_3254Pilsen war das Ziel unserer Reise. Aber dass es keine Bier-Reise werden würde, war von Haus aus klar. Zwar prägen am Wochenende gröhlende Männergruppen, zumeist germanischer Provinienz, das Straßenbild, aber hier ist wohl eher der vergleichsweise niedrige Literpreis das ausschlaggebende Argument, als Qualität und Vielfalt. Böhmen ist zwar das Land des Bieres, aber man muss sich bewusst sein, dass Großbrauereien den Markt beherrschen und die sind zudem in japanischer oder holländischer Hand.  Die Gegenbewegung ist aber bereits spürbar und macht sich in der Kultur- und Kneipenlandschaft bereits bemerkbar. So war es nur konsequent, dass Katja Karl uns als erste Station eine Mikrobrauerei in der Nähe von Klattau ansteuern ließ. Weniger wie hier produziert wird war für uns interessant, sondern eher wo. Wie in Bayern lassen sich überall in Böhmen die Spuren der vergangenen Braukultur finden. Und hier in Bezdekov haben die Gebäude der Brauerei den Sozialismus als Lagerhäuser überlebt. Die ehemaligen Keller sind noch tiptop in Schuss und werden jetzt gastronomisch genutzt. Das Design richtet sich nach den Wappentieren der ehemaligen Brauerei, einem Bärenpaar. www.bezdekovsky-pivovar.cz. Der Ausstoss liegt im sympathischen Bereich unter 1000 hl und das Ergebnis ist auch ein durchaus bemerkenswertes Craftbier, das international kompatibel „Grizzly“ genannt wird. Uns schmeckte das Starke am besten.


In Pilsen selbst muss man schon etwas suchen, um besondere Biere zu finden. Ein Beispiel: das Brewhemian Bistro in der Bezručova 31.
Pilsen ist konservativ, aber wirtschaftlich führend. Wer Trends aufspüren will, fährt woanders hin. Aber wer wissen will, ob Trends auch Zukunft haben, muss nach Pilsen kommen. Somit kann man  in Pilsen durchaus einiges über darüber lernen, was in Tschechien vorgeht.

23_IMG_3278

„Disneyland“ Pilsner Urquell

Das Disneyland im Betriebsgelände von Pilsner Urquell kann man durchaus besuchen, die Dimensionen sind beeindruckend, mehr aber nicht. Typischerweise war es ein Weinfest, das uns und die Szene Pilsens am ersten Abend direkt vor unserem Hotel in Beschlag nahm. Südländisches Flair auf dem zum Boulevard umgestalteten ehemaligen  Ring als angenehme Überraschung. Bei den Weinen selbst wurden wir nicht recht fündig, aber dazu müsste man direkt nach Mähren reisen.

Pilsen ist im Wandel. Das zeigt sich am Bahnhofsviertel, am Ring, am Platz der Republik mit den drei modernen markanten Brunnenskulpturen und in der Kneipenszene. So etwas wie „The Fresh Bar“ am Platz der Republik hätte es vor 10 Jahren noch sehr schwer gehabt: Eine Frauengruppe betreibt eine Kaffee-Bar mit frischen Brotaufstrichen, gutem Baguette und Kaffee mit Barrista-Anspruch: www.facebook.com/THEFRESHBARPLZEN/