Schauer, Sonne, Sand und Spargel

Kaum hatte sich die Conviviumsgruppe des naturkundlich-kulinarischen Spargelausflugs um Hans Senft, stv. Vorsitzender des Kelheimer Landschaftspflegeverbands VÖF und häufig hier patrouillierender Naturschutzwächter, am südlichen Parkplatz der Sandharlander Heide geschart, als der erste Schauer niederging. Ein schlechtes Omen? Versuch der Natur, ein Biotop vor Zudringlingen zu schützen? Mitnichten. Schnell sah sie ein, dass hier Interessierte behutsam dieses Mosaik aus verschiedenen Magerrasen-Typen erkunden wollten, ohne groß stören zu wollen: Gleich zeigte sich die Sonne mit erstaunlicher Kraft, sodass die kurze Exkursion ohne weiteren Schirmeinsatz stattfinden konnte.

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Und Senft konnte aus seinem Fundus jahrzehntelanger Naturbeobachtungen und geologischen Kenntnissen schöpfen: Die aus übereinanderliegenden Gesteinsschichten aufgebaute Kuppe wurde in der Eiszeit von Sand überweht und ließ durch Verwitterung nebeneinander kalkreiche, kalkarme und sandige Böden entstehen. Insbesondere nährstoffarme Böden lassen die Vegetation auch für den Laien erkennbar anders als die der Umgebung erscheinen. Durch jahrhundertealte Nutzung der Heidefläche (wo auch das Heidekraut Calluna vulgaris entsprechend zahlreich vertreten ist) als Weide oder Allmende bei fehlender Düngung kam es zu einer Ausmagerung des Bodens mit Bildung wertvoller Magerrasen-Typen, wie etwa Enzian-Halbtrockenrasen oder Flügelginster-Heiden. Nachdem die Fläche für Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg nicht beweidet wurde, kam es zur Verbuschung und Ausbildung eines dichten Grasfilzes – was wiederum seltene Arten verdrängte. Nach Wieder-Einführung von Mahd und Schafweide ab 1970 (ein Versuch, Heidschnucken dort anzusiedeln, führte unter den Bäumen zu einer bis heute messbaren Überdüngung durch Schafkot, so dass wieder Wanderschäfer die Beweidung übernahmen) erstanden die Magerrasen mit vielfältiger Tier- und Pflanzenwelt wieder neu.

Nach kurzer Exkursion ging´s ein paar hundert Meter weiter zu einem Spargelfeld, das sich schon äußerlich von den mehrfach plastikverkleideten, hektarlangen Schlauchschlangen, genannt Bifänge, unterschied: Kein Kunststoff flattert im Wind, keine Folie beschleunigt das Wachstum, wie es von den immer mehr expandierenden Spargelgroßbauern ringsum praktiziert wird. Ja, sogar die unselige Beheizung des Bodens hat in diesem Kerngebiet des Abensberger Spargels bereits Einzug gehalten – um den Erntezeitpunkt noch weiter nach vorne zu verlegen. Was natürlich bei Verbrauchern die Konsequenz haben könnte, dass sie des Edelgemüses bereits überdrüssig sind, wenn die Ernte bei den wenigen folienfrei anbauenden Landwirten erst beginnt… Zu der Erde-statt-Plastik-Fraktion gehört der Spargelhof Röll, auf dessen Feld nahe dem Sportplatz uns die umtriebige und äußerst sachkundige Tochter Veronika bereits erwartete. Nicht nur ihren Erklärungen zuhören durften die TeilnehmerInnen aber, sondern bald ging´s ans Selber-Stechen. Die durch den Bifang spitzenden Spitzen der frühen und wohlschmeckenden Sorte Gijnlim erkennen, mit den Fingern freilegen und mit einer Hand die ganze Stange längs von Erde befreien. Dann mit einem speziellen Beitel am Ende abknipsen und vorsichtig der Erde entnehmen. Dann aber die Erde wieder mit einem Maurerspachtel exakt andrücken und weiter zu nächsten Stange. Über acht Kilo davon soll ein guter Ernter pro Stunde schaffen – kaum zu glauben, wer als blutiger Anfänger versucht hat, eine einzige Stange vor Ablauf von fünf Minuten zu gewinnen…

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Wie stolz konnte man auf seinen Erfolg sein, die Klassenzuordnung (zulange in der Sonne gespitzt: violett bis rötliche Spitze – und schon gilt die Stange in Deutschland nicht mehr als erstklassig, wie unsinnig) erfolgt erst später, nach dem Waschen und Sortieren durch weitere Saisonkräfte. 1463337466499_2 1463337470132 1463337463475_2 Die Weiterverarbeitung wird teilweise maschinell unterstützt und für die Schälfaulen sogar schon kochfertig verpackt im Hofladen zusammen mit anderen eigenen Produkten angeboten:

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Zum Abschluss gab´s dann noch Kaffee und selbstgebackene Kiachl nebst köstlichen Nuss-Stangen bei herrlichstem Sonnenschein im Hof der Rölls:

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Doch zu viel durfte man nicht naschen, denn zum Abschluss winkte ja noch das Hammermeiersche Spargelmenü im benachbarten Landgasthof (natürlich mit Röll-Spargel): Spargelsalat mit hausgemachtem rohen Schinken, Altmühltaler Lammkeule und -rücken mit Rosmarinjus und grünem Spargel, gratinierte Erdbeeren mit Rhabarber.

 

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